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Aus schweren Tagen... Das Kriegsjahr 1796 in Fridingen

  • Aus schweren Tagen... Das Kriegsjahr 1796 in Fridingen
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  • Zu der obigen Erzählung “Aus schweren Tagen”:
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Autor: Anonymus
Veröffentlicht in: Gesammelte Aufsätze zur Fridinger Geschichte Band 4

Ende Juni des Jahres 1796 überschritt der Franzosengeneral Moreau an der Spitze der französischen Rheinarmee den Rhein bei Straßburg und griff die Reichsarmee unter Erzherzog Karl an.

Da Preußen sich von der Koalition losriß und auch Sachsen dazu brachte, wurden die Österreicher, weil sie allein diesem Ansturm nicht standhalten konnten, über den Schwarzwald und die Schwäbische Alb bis an den Lech zurückgedrängt. Dort wollte Moreau sich mit der Mosel- und Sambrearmee vereinigen und mit denselben gemeinsam nach Wien vor­drängen, um vom Kaiser die Anerkennung der französischen Republik zu erzwingen. Infolgedessen war in wenigen Wochen Baden, Württemberg und der Schwäbische Kreis (Vorderösterreich) mit französischen Truppen überschwemmt und von Moreau gezwungen, ihre Truppen von der Reichsarmee zurückzurufen und sich die Neutra­lität um teuren Preis zu erkaufen. Württemberg unterzeichnete den Waffenstillstandsvertrag zu Baden am 17. Juli und mußte 4 Millionen Livrees Kriegskontribution zahlen. Baden unterzeichnete am 25. Juli und mußte 2 Millionen bezahlen. Beide Staaten mußten zudem noch eine bedeutende Anzahl Pferde und Vieh und eine ungeheure Menge Getreide und Futter liefern. Der Schwäbische Kreis war am 27. Juli zum Waffenstillstand gezwungen und mußte 2 Millionen Livre zahlen und 8000 Pferde und 5000 Ochsen und einen entsprechenden Vorrat an Futter und Lebensmitteln stellen.  Außerdem mußte die vorderösterreichische Prälatenbank - das waren alle Abteien, Stifte, und geistlichen Korporationen Vorderösterreichs - die Summe von 7 Millionen Livre zahlen; eine für die damaligen Ver­hältnisse unerschwingliche Summe.


Es war gegen Mittag eines heißen Tages im Juli des genannten Jahres, als in dem Städtchen Fridingen a.D. ein ungewöhnlich aufgeregtes Treiben herrschte. Durch zurückziehende österreichische Soldaten hatte sich die Nachricht ver­breitet, daß die Franzosen im Anmarsch seien. Nun beeilten sich viele Einwohner des Städtchens, mit Weib und Kindern und der besten Habe in die Wälder und Felsenhöhlen zu entkommen, denn den französischen Horden ging der Ruf voraus, das sie sehr grausam, ja unmenschlich hausten.

Fast mitten im Städtchen stand ein stattliches Haus. Darin wohnte Johann Georg Spiegel und seine junge Frau Juliane mit vier Kindern, von denen das jüngste noch in der Wiege lag. Johann Georg wurde, als die französischen Vorposten und Quartiermacher den fliehenden Österreichern in kurzem Abstande folgten, in seiner Eigenschaft als Schlächtermeister vom Stadtknecht zum Schultheißen ge­rufen. Er wußte, daß er nun so bald nicht wieder zurück kam und riet noch in aller Eile seinem Weibe, mit den Kindern zu fliehen. Juliane, die eben mit dem Zubereiten des Mittagsmahles beschäftigt war, legte eilig Nahrungsmittel für sich und die Kinder in einen Korb und kochte noch schnell einen Brei für das jüngste Kind. Dann strebte auch sie dem Walde zu. Aber mühselig war dieses Fliehen. An einem Arm trug sie den schwer bepackten Korb, auf dem anderen trug sie ihr jüngstes Kind, die drei größeren hielten sich an ihrem Rocke und erschwerten ihr so das Gehen. Als sie endlich schwer atmend an einer dunklen Höhle angelangt war, glitt sie auf einer im Laub versteckten Tannenwurzel aus, kam zu Fall, und weil sie dabei auf das Kind auf ihrem Arm achten mußte, entfiel ihr der Korb und kollerte den kleinen Abhang hinab. Wohl konnte man die Lebensmittel wieder sammeln, aber der Brei war ungenießbar. Und doch konnte das arme Kind nicht ohne Speise sein, vielleicht gar einige Tage lang. Kurz entschlossen ging Juliane wieder zum Städtchen zurück und kochte einen zweiten Brei. Als sie damit dann wieder den Berg hinauf dem Wald zuging, glitt sie einen steilen Rain hinauf wieder aus und wieder lag der Brei mit Laub und Erde vermischt am Boden. Und zum zweiten Male ging die Mutige zurück, kochte nochmals einen Brei und als sie ihn eben vom Feuer nahm, schollen die Trompetensignale der einziehenden Franzosen durch das Städtchen. "So bleib ich halt in Gottes Namen da", sagte sie und floh künftig nie mehr, wenn feindliche Soldaten kamen.


Um aber von den meistens verrohten schlechten Soldaten unbehelligt zu bleiben, beschmutzte sie ihr junges, frisches Gesicht, brachte ihre Haare nicht mehr recht in Ordnung und ging in vernachlässigtem Anzuge umher, so daß sie vielmehr einem alten verwahrlosten Weibe glich als einer jungen, stattlichen Frau. Zogen die Truppen ab, kam bald wieder ihr wahres Äußeres zum Vorschein, sobald aber wieder andere kamen, war sie auch wieder die verwahrloste, unappetitliche Gestalt.

Nachdem am Lech Erzherzog Karl den Franzosen wieder entgegengestellt und am weiteren Vordringen gehindert hatte, fluteten die Franzosen wieder zurück. Mannschaften der einen, die über das Hart ins Spaichinger Tal zogen, verbrannten am 6. Oktober 1796 zum großen Teil Jrrendorf und Bärenthal. Kolbingen verschonten sie nur auf die anständige Bitte des dort wirkenden französischen Pfarrers Blanchard.

Auch Fridingen litt unter den durchziehenden, rohen Feinden, umso mehr atmeten die Einwohner auf, als die Österreicher nachrückten. Truppenteile der letzteren lagen noch jahrelang im Städtchen Fridingen. Zogen die einen ab, kamen bald wieder andere und zehrten am immer mehr schwindenden Wohlstand der Bürger.

Am 1. März 1799 ging der Franzosengeneral Jourdan mit 38 000 Mann über den Rhein und überschwemmte noch vor Mitte März unsere Gegend mit seinen Truppen. In Fridingen lag eine Unmasse Soldaten. Juliane Spiegel, deren Mann die zurückziehenden Österreicher als Feldschlächter mitgenommen hatten, hatte 36 Mann im Quartier, in jedem Stock zwölf. Sie selbst bewohnte mit ihren Kindern ein enges Stübchen, das ihr bisher als Vorratskammer gedient hatte. In der Zeit dieser Einquartierung erlosch des Nachts nie ihre kleine, mit Rapsöl gefüllte Lampe. Legte sich Juliane zur Ruhe, so stülpte sie einen alten Milchtopf über das Licht. Gab es dann einmal Lärm, so war der Topf schnell weggenommen und das mühselige Feuermachen war erspart.


Diesesmal kamen die Franzosen nicht weit. An der Ostrach bei Hohentengen er­wartete sie Erzherzog Karl und schlug sie gründlich. Bei Stockach und Liptingen stellten sie sich wieder unter Jourdan und St. Cyo. Während nun dort die Schlacht tobte, stand General Vandamme mit einem Teil der französischen Reserven bei Fridingen. Die Österreicher hatten auf dem Fridinger Hart und auf den Höhen bei Gründelbuch (Schäferhöfe) Schanzen aufgeworfen und Einwohner Fridingens hatten dabei geholfen. Darum nun drohte General Vandamme, das Städtchen niederzubrennen. Fridingens Bürger baten um Gnade und der Franzose erklärte sich gegen eine hohe Summe Geldes bereit, den Brand nicht zu legen. Man sammelte nun von Haus zu Haus und ihre letzten Notgroschen opferte alt und jung, reich und arm. Einen Schoppen Gold und ein Simri Silber brachte man zusammen und damit wurde der Zorn der Franzosen besänftigt und Fridingen gerettet.

Das folgende Jahrzehnt brachte immer wieder Truppendurchzüge, bald waren es Franzosen, bald Österreicher. In all diesen Jahren lag die Hauptlast der Arbeit in Haus und Feld auf Julianes Schultern, denn Johann Georg mußte meistens im Auftrag der Stadt schlachten und Fleisch auswiesen. Oft nahmen ihn auch durchziehende Truppen als Feldschlächter mit, und manchmal dauerte es Wochen, bis er wieder zurückkommen konnte. Frau Juliane stand indessen treu auf ihrem Posten, arbeitete und mühte sich ab und erzog ihre Kinder trotz der unruhigen Zeit in Zucht und Ordnung.

Aber eines konnte die mutige Frau mit allem Schaffen und Sorgen und Darben nicht aufhalten: Das Verarmen. Es kam der Tag, wo von dem einst so stattlichen Viehstand nur noch ein einziges Rind da war und von den 1500 Gulden, die die Eheleute Spiegel zu Anfang der Kriegswirren besessen hatten, noch ein paar armselige Kreuzer. Und diese letzten Kreuzer hütete die sorgende Frau wie ein großes Vermögen. Sie sollten, falls die Not noch größer würde, dazu dienen, ihre Kinder vor dem grausigsten Hunger zu schätzen.

Aber einmal lag ein Soldat bei ihr im Quartier, der setzte ihr, nachdem er ihre letzten Vorräte aufgezehrt hatte, den Säbel auf die Brust und drohte ihr mit dem Tode, wenn sie nicht sofort Wein und Fleisch und weißes Brot herbei­schaffe. Weinend nahm da die Arme die letzten versteckten Kreuzer, um dem harten Manne das Verlangte zu holen. Alles Geld mußte sie dafür hinlegen, doch wie sie dann mit den Sachen heimging, blies es zum Sammeln und der Soldat mußte abziehen ohne Wein und Fleisch und Weißbrot. Wie aßen dafür die hungrigen Kinder Julianes und sie freute sich darüber trotz dem Bangen vor der Zukunft, der sie nun völlig mittellos entgegenging.


In den Jahren dann, in denen die Deutschen die Fesseln ihrer Knechtschaft zerbrachen und das Joch des gewaltigen Korsen abschüttelten, lagen wieder einmal

Österreicher in Fridingen im Quartier. Weil von den gänzlich verarmten Bewohnern des Städtchens nichts mehr verlangt werden konnte, führten sie ihren Proviant mit sich. Die beiden Soldaten, die bei Juliane einquartiert lagen, waren brave, gemütliche Männer und gar manchesmal teilten sie ihr Essen mit den immer hung­rigen Kindern Julianes.

Besonders die beiden jüngsten Knaben hatten sich die Gunst der Krieger erworben und manche Stunde spielten dieselben mit ihnen. Eines Tages nun, als die Mutter nach harter Tagesarbeit mit den größeren Kindern vom Felde heimkam, waren die Kleinen beim Klang der Ave-Glocke nicht zu Hause. Bangen Herzens hielt Juliane Nachfrage in der Nachbarschaft und ging durch manche Gasse; aber niemand hatte die Knaben gesehen und nirgends fand sich eine Spur. Vielmehr stellte es sich heraus, daß die beiden Soldaten auch fehlten.

Wie ein Stich ging es da durch Mutter Julianes Seele. Wenn nun die fremden Krieger die beiden Knaben fortgeschleppt hatten?  Wenn ihre Zuneigung zu den Kindern nichts als Falschheit gewesen war? Was kam in diesen rauhen Zeiten nicht alles vor!  Während die Männer der Nachbarschaft nach den Vermißten auf die Suche gingen, kniete Juliane mit ihren anderen Kindern betend daheim. Ihr sonst so mutiges Herz wollte fast brechen ob dem ungewissen Schicksal der beiden Jungen. So manches Leid hatte sie durchkostet in all diesen Jahren, aber dem Leide dieser Stunde kam keines von jenen gleich.

Schon hüllte die Nacht Berg und Tal in ihren dunklen Mantel und immer betete Mutter Juliane mit zermartertem Herzen, da traten die beiden Soldaten ins Haus, die schlafenden Knaben auf den Armen. War das ein Jubel und Erzählen. Drüben über dem Berge, im alten Kloster Beuron, waren sie gewesen, hatten im dort untergebrachten Lazarett kranke Kameraden besucht. Um nun den beiden Knaben eine Freude zu machen, hatten sie dieselben mitgenommen. Sie hatten zeitig wieder zurückkommen wollen, aber auf dem Heimweg hatten sie den rechten Weg verfehlt, waren lange umhergeirrt und erst wieder durch die Rufe der suchenden Männer aus der Waldeswirrnis herausgekommen. Die ermatteten Knaben hatten sie bei ihrem Umherirren stundenlang getragen.

Endlich ward dann im Jahre 1815 Bonapartes furchtbare Macht gebrochen und dem so lange geknechteten deutschen Vaterlande erblühte wieder Freiheit und Frieden. Doch Not und Armut wohnten noch lange in Stadt und Dorf und dazu kamen noch die harten Hungerjahre 1816 und 1817. Als Johann Georg Spiegel sich endlich wieder ganz seinem Hauswesen widmen konnte, war er ein armer Mann. Leer standen die einst so wohlgefüllten Ställe, unfruchtbar, zum Teil verödet, lagen die Felder und auf dem Hause, das in den langen Kriegsjahren auch beträchtlich gelitten hatte, stand eine Schuld von einigen tausend Gulden. Aber eines nannte er und seine Juliane und mit ihnen die meisten Menschen jener harten Zeit ihr eigen: frohen, freudigen Schaffensdrang und äußerste Genügsamkeit. Und diese beiden mächtigen Faktoren halfen ihnen in Verbindung mit Einfachheit und starkem Gottvertrauen wieder zu besseren, glücklicheren und froheren Tagen.

 


 

Zu der obigen Erzählung “Aus schweren Tagen”:

von Wolfgang Wirth

 

Diese wohl zuerst innerhalb der Familie mündlich überlieferte Erzählung wurde um 1875 im “Gränzbote” veröffentlicht. Quelle und Autor sind leider nicht bekannt. Meine Nachforschungen im Pfarrarchiv zu den genannten Personen ergaben folgendes:

Der Metzger Johann Spiegel ist in Fridingen geboren am 2. Februar 1768, seine Eltern waren der Bauer Johannes Spiegel und Ursula Schiele. Gestorben ist Johann Spiegel am 16. März 1830. Am 23. Januar 1792 heiratete er Juliane Rees, geboren am 15. Oktober 1768, ihre Eltern waren Kaspar Rees und Christina Reizner. Das Todesdatum der Juliane ist in den Sterberegistern nicht vermerkt.

Johann Spiegel und seine Frau Juliane hatten elf Kinder:

Gregor 06.12.1792, Nikolaus 06.12.1793, Mauritius (Moritz) 20.09.1795 - 14.07.1863, Eulogius 13.09.1797, Gregor 08.03.1799 - 26.01.1836, Kallistus 15.10.1800, Maria 11.04.1802, Johanna 17.09.1806, Maria-Ursula 22.11.1807, Christina 17.11.1809 und Johann 18.11.1811 - 10.01.1812.

Wobei hier, abweichend zu der Überlieferung festgestellt werden muß, daß die Familie im Jahr 1796 erst drei Kinder hatte: Gregor, Nikolaus und Mauritius, der zu dieser Zeit noch kein Jahr alt war, und somit wohl noch in der Wiege lag, wie es im Text heißt.

Im “Oberfeuerschauprotocoll” aus dem Jahr 1808 im Stadtarchiv Fridingen ist Johann Spiegel als Bewohner des Hauses Nr. 140 in der oberen Vorstadt genannt. Daher erscheint es unwahrscheinlich, daß sie zuvor “fast mitten im Städtchen in einem stattlichen Haus” wohnten, allerdings sind für die Zeit vor 1808 keine Unterlagen vorhanden.

Laut der Bürgerliste 1836 - 1840 im Fridinger Pfarrarchiv lebte 1836 der Sohn Moritz im Haus Nr. 103 (heute Hintere Gasse 10), sein Bruder Gregor im Haus Nr. 104 (heute Hintere Gasse 8). Ebenfalls in dieser Bürgerliste von 1836 ist unter der Hausnummer 140 eingetragen: “Juliana Spiegel, geb. Rees, des Johann Witwe, Veeser Joseph, Drechsler, und seine Frau Christine Spiegel. Nikolaus Spiegel, Nagler und Anastasia Bühler”. Juliane lebte also auch nach dem Tod ihres Mannes mit zwei ihrer Kinder in der Vorstadt.