Geschoßtests Buchhalde 1942 - Zweck der Geschoßtests
Zahlreiche Bürger mutmaßten damals, dass diese Schießversuche den Zweck hatten, Munition für die Zerstörung der Bunkeranlage des Krimhafens Sewastopol zu testen. Dazu ist anzumerken, dass der Kampf um Sewastopol von November 1941 bis 2. Juli 1942 dauerte. Somit stimmt der zeitliche Ablauf mit den Versuchen im Donautal nicht genau überein. Allerdings wurde bei der Einnahme von Sewastopol mit Spezial-Röchling-Granaten geschossen. Sie explodierten nicht beim Aufschlag, sondern erst wenn sie in den Widerstand eingedrungen waren (Veröffentlichung des russischen Journalisten Wojetekow).Bei den Geschoßfunden vom Geistfelsen handelt es sich sowohl um Geschosse ohne als auch um solche mit Aufschlagzünder; diese hatten jedoch ein anderes Kaliber. Wie vom Militärarchiv in Freiburg zu erfahren war, könnte ein Bezug zu der vom Heeres-waffenamt vorgesehenen Einführung von „Röchling-Beton-Granaten“ für diese Geschütze noch im Jahre 1945 bestehen. Schießversuche dazu wurden durchgeführt. Aus den Unterlagen des Heereswaffenamtes sind allerdings die Versuchsorte nicht zu entnehmen.
Entwicklungsträger für diese Munition waren die Hessischen Industriewerke und die Firma Röchlingsche Eisen-und Stahlwerk GmbH, Völklingen. Nachforschungen bei diesen Unternehmen bzw. deren Rechtsnachfolgern blieben jedoch bisher erfolglos. Als sicher gilt, daß 1944 noch 31 französische E-Geschütze, Kaliber 34 cm, auf Eisenbahnlafetten in deutschen Batterien im Einsatz waren.
Weitere Archivalien, die in Verbindung mit den Schießversuchen andere Hypothesen um das Geschehen am Geistfelsen erlauben würden, konnten leider nicht ermittelt werden.
Aufschluß über das Ende der Versuche gibt eine Eintragung in den Akten des Pfarrarchivs Mühlheim: „Das Schießen wurde bereits am Freitag, den 4. Oktober 1942 eingestellt und das Geschütz am Samstag abmontiert.“ Trotzdem wurde die traditionelle Wallfahrtsprozession auf den Welschenberg aus Sicherheitsgründen verboten. Auch in den Verkündbüchern der katholischen Kirchengemeinde Fridingen ist vermerkt: „1942, keine Rosenkränze auf dem Welschenberg wegen militärischer Unternehmungen.“
Wurde am Geistfelsen geschossen, so klirrten in Fridingen und Mühlheim die Fensterscheiben, und die Detonationen waren bis Tuttlingen zu hören.
Falls Sie, lieber Leser, demnächst einmal den Weg von Fridingen nach Mühlheim wandern sollten, so denken Sie vielleicht an diese Geschichte und freuen sich, dass heute nicht mehr geschossen wird - wenigstens nicht im Donautal.
Quellen:
Hauptstaatsarchiv Stuttgart Bundesarchiv / Militärarchiv Freiburg, Kruppwerke Essen
Pfarrarchiv Mühlheim a.D. Pfarrarchiv Fridingen a.D.
Weiterhin danke ich für die freundliche Unterstützung:
Ludwig Henzler, Liesel Eber, Ski-Buhl, Fridel Maier, Mühlheim a.D.
Albert Locher (Eckstraße), Wolfgang Wirth, Fridingen a.D.
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