Geschoßtests Buchhalde 1942 - Wehrmachtsangehörige im Gasthaus Sonne
Eine mühevolle und zeitaufwendige Kleinarbeit stand bevor. Über 40 Zeitzeugen wurden befragt, Telefonate geführt und Briefe geschrieben. Schließlich konnte ich durch mündliche Überlieferung doch noch einiges in Erfahrung bringen. Bildmaterial blieb mir leider bis heute versagt, und manche Spur endete mit der Nachricht, die Kriegsteilnehmer seien verstorben. So mußte ich mich mit einer relativ geringen Auslese abfinden; allerdings wurden folgende Aussagen von verschiedenen Befragten bestätigt:Von Februar bis Mai und von August bis Anfang September 1942 waren acht Wehrmachtsangehörige, wahrscheinlich Offiziere, und vier Zivilisten aus Berlin, dem Kommando von Oberst Ludwig Ehrlich unterstellt und im Gasthaus „Sonne“ untergebracht, erzählt Frida Schreiber. Während dieser Zeit wurden Kisten mit der Aufschrift „OKW“ (Oberkommando Wehrmacht) angeliefert. Fragte man nach dem Inhalt, bekam man keine oder nur eine ausweichende Antwort.
Die Soldaten waren damals in Privatquartieren untergebracht. Die Mahlzeiten wurden hinter dem Gasthaus „Löwen“ eingenommen. Fanden Schießversuche statt, so mußte das Essen ausgefahren werden. Dafür war Moritz Heni (Bote) zuständig. Er brachte mit seinem Pferdefuhrwerk das Essen von der Feldküche (altes Backhaus) ins Birkenloch.Einer der Soldaten, die nach Fridingen abkommandiert und bei den Schießversuchen eingesetzt worden waren, Anton Linder, heiratete im November 1942 die Fridingerin Regina Feger und nahm hier seinen Wohnsitz.
Kurt Hilzinger, ein Augenzeuge, erinnerte sich, wie er als Bub auf dem Geschütz, als dieses einmal auf dem Tuttlinger Bahnhof abgestellt war, herumgeturnt sei. Er ahnte nicht, welchem Zweck dieses Kriegsmaterial diente. Andere Befragte erinnern sich, dass das Geschütz auch oft auf dem Fridinger Bahnhof gestanden sei.
Pioniere bauten einen Holzsteg über die Donau in Höhe Buchhalde. Damit wurde der Weg von der Feuerstellung zu den Einschusslöchern verkürzt, da nach jeder Beschießung die Eindringtiefe gemessen wurde.
Meinrad Steidle und Josef Eberhardt (Bahnhof-Sepp) erinnern sich an ein Bahnwärterhäuschen, den zusätzlichen Gleisanschluss und an zwei Bunker. Zudem wissen sie noch, dass es sich bei dem Geschütz um ein erbeutetes französisches Eisenbahngeschütz handelte.