10.000 Schritte gegen Gewalt und Vergessen
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- Kategorie: Vereinsnachrichten
Über 20 Interessierte folgten der Einladung des Fridinger Heimatkreises zu dem geschichtlichen Rundgang „10.000 Schritte gegen Gewalt und Vergessen“ am Sonntag, 9. Juni 2013.
Beim Start am Gatterkreuz betonte Heimatkreis-Vorsitzender Wolfgang Wirth: Was vergessen wird, wiederholt sich! Und das will, gerade im Bezug auf Krieg und Gewalt, sicher niemand. Vereine wie der Heimatkreis sind auch der Pflege der Erinnerungskultur verpflichtet. Deshalb wollen wir mit dieser heutigen Veranstaltung, soweit noch möglich, Erinnerungen aufrufen. Heute besonders Ereignisse aus der Zeit von 1914 bis 1945, die zur Stiftung eines Kreuzes oder Gedenksteines führten.
Der Rundgang begann am Kreuz, das der frühere Bärenwirt Rafael Riedinger (1900-1969) aufgrund eines Gelübdes zum Dank für die glückliche Rückkehr seines Sohnes Thomas, der als Soldat in Stalingrad war, aus dem Grauen des Zweiten Weltkrieges am Weg von "Langenwand" zur "Buchhalde" errichtete (Näheres unter Kleindenkmale Hohrain Nr. 19).
Station 2: Risi (Nr. 42)
Der einfache Gedenkstein, ein leicht bearbeiteter Naturstein-Findling, in der Nähe von Bergsteig in Richtung "Dickenloch", ist ein steinernes, zeitgeschichtliches Dokument, er erinnert an einen tragischen Todesfall im Jahr 1945. In den Nachkriegswirren fanden während der Besatzungszeit etliche deutsche Soldaten, die ohne Erlaubnis der Besatzer auf eigene Faust in ihre Heimat zurückkehren wollten, den Tod, wenn sie von Besatzungssoldaten entdeckt wurden. Dieses harte Schicksal ereilte auch einen jungen Soldaten in Fridingen.
Der 19-jährige Unteroffizier Paul Frech, wohnhaft in Wurmlingen, geboren am 27. Juni 1926 in Fridingen, wurde am 27. April 1945 von patrouillierenden polnischen Soldaten unweit von Bergsteig, nur wenige Kilometer weit von seiner Heimat entfernt, erschossen.
Er hatte sich unter vielerlei Gefahren von Heilbronn her bis nach Fridingen durchschlagen können, am Morgen jenes 27. April hatte er in der Fridinger Ziegelhütte ein Frühstück bekommen, die Familie Heni wollte ihm auch Zivilkleider geben, damit er nicht als Soldat erkannt werden könne, dies lehnte er jedoch ab.
Angesichts der vielen Besatzungssoldaten, die überall in den Wäldern patrouillierten, wurde Paul Frech in Fridingen mehrfach gewarnt, seinen Heimweg fortzusetzen, dies sei momentan viel zu riskant. Aber er nahm diese Warnungen nicht ernst und ging von Fridingen aus weiter. Schon um 11.30 Uhr meldeten die polnischen Soldaten auf dem Rathaus in Fridingen, dass bei Bergsteig ein toter deutscher Soldat liege.
Nachdem Bürgermeister Ludwig Hermann die Identität des Toten einwandfrei festgestellt hatte, sandte er David Schnell, der damals als einziger ein Motorrad besaß, als Kurier mit einem Brief zu Paul Frechs Eltern nach Wurmlingen.
Der Tote wurde dann mit einem Pferdefuhrwerk nach Wurmlingen überführt und am 29. April 1945 in der Reihe der Ehrengräber auf dem Wurmlinger Friedhof bestattet.
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