Rückblick: Frühexkursion am 13.06.2015
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- Kategorie: Aktuelles
- Erstellt: Mittwoch, 02. Dezember 2015 09:54
Zum Start der Frühexkursion um 5 Uhr konnte Fritz Sattler 13 Interessierte begrüßen, die auf alten Wegen in der erwachenden Natur unterwegs waren. Sie erfuhren an diesem Morgen vieles und konnten die herrliche Aussicht vom Steiglefels und später vom Stiegelifelsen geniessen.
Als Experte erklärte uns Fritz Sattler die reiche Pflanzenwelt im Donautal und an den Hängen des Stiegelefels. Besonders erläuterte er die Charakteristika der großen Familie der Orchideen. Fritz zeigte uns zum Beispiel die Waldhyazinthe, das männliche Knabenkraut, die unscheinbare Sommerwurz, Vogelnestwurz, Händelwurz, Waldzweiblatt und den schönen Büschelenzian (keine Orchidee).
Jäger Hans-Peter Stehle identifizierte unterwegs etliche der heimischen Vogelstimmen, die gehört wurden und erklärte, dass im Donautal bis jetzt noch eine gesunde Artenvielfalt vorherrsche. Auch erzählte er vieles aus dem Bereich der Jagd und betonte, dass an der Jagd nicht das Schiessen das Wichtigste sei. Für ihn sei der Aufenthalt in der Natur am frühen Morgen das Schönste. Wenn er fast allein in der Natur unterwegs sei und sich Zeit nehmen könne zum genau Hinhören und Hinsehen sei das ein schönes Erlebnis. Dabei entdecke er immer wieder etwas Neues und Faszinierendes.
Fritz Sattler
Wolfgang Wirth informierte die Teilnehmer über die Mauerreste am Stiegelifelsen. An der Ostflanke des Felsens belegen mehrere Mauerreste Stützmauern, durch die ein vergrößerter Absatz für die Vorburg dieser kühnen Burgkonstruktion geschaffen wurde. Von dort führte ein steiler vermutlich hölzerner Aufgang zu der sich halbhoch an der Felskante hinziehenden Oberburg, die durch Mauerreste, Balkenlöcher im Fels und durch dort aufgelesene Geschirr- und Ofenkeramik bezeugt wird.
Vom obersten Absatz, der ebenfalls einen Steinbau trug, führen 13 in den Fels gehauene Stufen zum Gipfel, wo Spuren einer Überbauung aber fehlen. Ob diese Treppe von der einstigen Burg oder der vorgeschichtlichen Nutzung des Felsens herrührt, muss offen bleiben. Ein Stück der Oberburg wurde bei einem Felsabsturz mitgerissen, der auch die Unterburg durch Felstrümmer beschädigt und überschüttet hat. Erhalten sind an mehreren Stellen Mauerstücke aus gut gearbeiteten Kleinquadern.
Anhand der zahlreichen Lesefunde unter der Ruine kann die Entstehung der Burg in die zweite Hälfte des 12. Jahrhundert datiert werden. Die Burg am Stiegelefels ist damit die jüngste der drei dicht beisammen liegenden Burgen über Fridingen, deren Gründer wohl alle Angehörige ein und derselben Adelsfamilie waren. Auch das Ende der Stiegele-Burg lässt sich aus dem Fundgut ableiten. Danach wurde die Burg als letzte der drei benachbarten Anlagen um 1300 - 1320 aufgegeben.
Der heutige Felsname, so erklärt es Christoph Bizer, hat mit der einstigen Burg, aber auch mit der Treppe zum Felsgipfel, nichts zu tun. Er bezieht sich viel mehr auf einen Stiegel, eine bockleiterartige Vorrichtung zum Übersteigen von Zäunen, wie er im Forstbetrieb noch gelegentlich vorkommt. In älteren Beschreibungen wird der Fels nämlich als Stiegelfels (Verkleinerungsform: Stiegele-fels) bezeichnet
(Näheres zur Stiegele-Burg in den Gesammelten Aufsätzen zur Fridinger Geschichte, Band 29, Seite 63ff).
Richtiggehend geschockt waren die Frühwanderer als Hans-Peter Stehle mit geschultem Jägerblick an einem Baum unter dem Stiegelifelsen eine illegale Schlinge zum Gemsenjagen entdeckte. Diese hinterhältige Wildererfalle bedeutet, dass der Schlingensteller in Kauf nimmt, dass das Wild eventuell tagelang in der Schlinge leiden muss. Wer glaubte, dass Wilderei heutzutage kein Thema mehr ist, wurde hier eines Besseren belehrt. Die Schlinge wurde entfernt und Anzeige erstattet. Nicht weit davon entfernt konnte die Gruppe zwei Gemsen mit ihren Kitzen beobachten.
Fritz Sattler erläuterte anhand seiner umfangreichen Steinsammlung anschaulich den geologischen Aufbau des Donautales und die Geschichte unserer Erde und konnte von jeder Erdschicht beeindruckende Beispiele zeigen. Auch zeigte sich doch noch die Sonne und Fritz lud alle ein, die Sonne mit einem Blick durch das Sonnenteleskop näher zu betrachten.
Zum guten Schluss wurden die Frühwanderer auf der Terrasse des Berghaus Knopfmacher von Katja und Tobias Schill mit einem ausgiebigen und leckeren Frühstücksbuffet für das frühe Aufstehen belohnt.