Exkursion nach St. Gallen
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Fridinger (er)leben Geschichte
Anlass zur 1150-Jahr-Feier der schriftlichen Ersterwähnung Fridingens im Jahr 2011 ist eine Urkunde aus dem Jahr 860, die im Stiftsarchiv St. Gallen aufbewahrt wird. Um den Fridingern ihre Geschichte näher zu bringen, initiierte der Heimatkreis eine heimatgeschichtliche Vortragsreihe, die auf große Resonanz stieß.
Dr. Peter Erhart, Leiter des Stiftsarchives St. Gallen, eröffnete diese Reihe am 01.04.2011. Das Stiftsarchiv St. Gallen ist das älteste Klosterarchiv des Abendlandes, es verwahrt über 850 Original-Urkunden aus der Zeit vor dem Jahr 1000. Darin finden sich die Ersterwähnungen von etwa tausend Gemeinden, darunter auch die Erstnennung von Fridingen an der Donau. Die lateinisch abgefasste Urkunde wurde in St. Gallen ausgestellt. Plionunc schenkt dem Stift St. Gallen seine Güter im Scherragau in den Orten Purron, das dem heutigen Beuron entspricht, Puachheim (Buchheim) und Fridingen. Ausgenommen von dieser Schenkung wurde Plionuncs Anteil an der Fridinger Kirche, die in dieser Urkunde damit ebenfalls erstmals erwähnt wird. Anzunehmen ist, dass wir es bei Plionunc mit einem Mitglied der freien alemannischen Oberschicht mit Kontakten zum Königshaus zu tun haben dürften. Den für uns heute wichtigsten Teil der Urkunde, die genaue Datumsangabe, hat allerdings vor etwa 500 Jahren eine Maus unleserlich gemacht. Sie biss genau dort in die zusammengefaltete Urkunde, wo die Jahreszahl stand. Zum Schluss des interessanten Vortrages lud Dr. Erhart den Fridinger Heimatkreis nach St. Gallen ein und versprach einen Blick auf die Originalurkunde.
Diese Einladung nahmen wir gerne an. Die Exkursion nach St. Gallen und Maienfeld am 20.06.2011 bildete sozusagen den krönenden Abschluss der heimatgeschichtlichen Reihe. Dr. Peter Erhart empfing die 22 Fridinger im Stiftsarchiv und veranschaulichte zunächst die Geschichte des Stiftes, um dann zur Freude der Geschichtsinteressierten die Originalurkunde zu zeigen. Das kleine Schriftstück, das jetzt 1150 Jahre alt ist, beeindruckte die Zuhörer tief. Zusätzlich erklärte Dr. Erhart weitere interessante Details zur Schenkung und der Person Plionuncs und zum Problem der Datierung, das er jetzt mit ganz neuen Augen sehe. Nach einem Rundgang durch die imposante Stiftsbibliothek und die Stiftskirche gab es in der Vorstadtbeiz ein leckeres Mittagessen, ehe die Fahrt in Richtung Graubünden weiterging.
In Maienfeld erwartete Inge Sieber, geb. Frey, die Fridinger Reisegruppe und überraschte uns mit Kaffee und leckerem Kuchen. In einer hochinteressanten Stadtführung stellte Inge Sieber Maienfeld in Geschichte und Gegenwart vor. Maienfeld ist eine Gemeinde mit Stadtrecht in der Bündner Herrschaft am Fusse des Falknis und ist umgeben von Rebbergen und noch berühmter für seine Rolle als originaler Ankunftsort von Heidi im Roman von Johanna Spyri. Der Weinbau spielt seit alters her eine wichtige Rolle und ist der grösste Wirtschaftszweig. Das Weingut Schloss Salenegg gilt als ältestes noch bestehendes Weingut Europas. Hauptsorte ist der Blauburgunder, der früher unter dem Namen Beerliwein verkauft wurde; heute ist dieser Name nur noch vereinzelt zu finden. An zweiter Stelle folgt der Riesling-Silvaner gefolgt von Weissburgunder (Pinot Blanc), Chardonnay und Grauburgunder (Pinot Gris). In Maienfeld wird eine Rebfläche von 108,9 ha bewirtschaftet (Graubünden total: 418,5 ha). Sie ist damit die grösste Weinbaugemeinde im Kanton. Daneben spielte und spielt die Pferdezucht eine große Rolle.