Rückblick: Nachtwächterrundgang in Fridingen 30. Mai 2015
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- Kategorie: Aktuelles
- Erstellt: Mittwoch, 02. Dezember 2015 09:48
Heimatkreisvorsitzender Wolfgang Wirth begrüßte am Unteren Tor mit sichtlicher Freude eine überraschend große Zahl Interessierter und besonders Heinz-Dieter Wettki, Nachtwächter mit Leib und Seele, der diese alte Tradition im Donautal am Leben erhält.
Nachtwächter Heinz-Dieter Wettki erklärte den interessierten Gästen die Aufgaben des Nachtwächters in der nächtlichen Stadt, in der er nicht nur auf dunkle Gestalten, sondern besonders auch auf ausbrechendes Feuer zu achten hatte. Immer lastete die Angst vor einer Feuersbrunst drückend über der Stadt und ihren Bewohnern. Kaum etwas erschreckte die Menschen in früheren Zeiten mehr, als wenn der Ruf „Feurio, Feuer“ schauerlich durch die engbebauten Gassen gellte und die Kirchenglocken mit dumpfem, unheilvollem Klang den Ausbruch einer Feuersbrunst verkünden mussten, der die Menschen früher zumeist sehr hilflos gegenüber standen.
Die Fridinger Nachtwächter, so erläuterte Wolfgang Wirth, hatten ihren Aufenthaltsraum im Turmzimmer des Unteren Tores, nach dessen Abbruch 1841 im Schloss. Sie wurden in ihrer Arbeit zu bestimmten Zeiten von der sogenannten Scharwache unterstützt. In der Silvesternacht versahen die Stadträte diesen wichtigen Dienst. In den 1940er Jahren wurde der Nachtwächterposten in Fridingen abgeschafft.
Begleitet von den uralten Stundenrufen des Nachtwächters erzählte Wirth beim Ortsrundgang zum Beispiel vom Brand in der Sakristei der Pfarrkirche St. Martinus 1921, dem die ganze Einrichtung der Sakristei zum Opfer fiel. 1914 brannten am Litschenberg die uralte Hagenbruck und der Turm nieder. Hierzu weiß der Volksmund noch zu berichten, dass man, während die Feuerwehr vorne das Haus löschte, aus dem Nachbarhaus von hinten noch Reisigbüschel in den Brand geworfen habe, damit gewiss alles abbrenne. 1952 brach im Gebäude Mayer am Litschenberg ein Brand aus. Der Brandschaden lag bei 14.000 Mark. Auch hier hat der Volksmund noch folgende nette Geschichte zu berichten: Als die Tuttlinger Feuerwehr am Brandplatz anrückte, wollte ihr Kommandant Hilzinger auch die Gesamtleitung der Löscharbeiten übernehmen und sagte: „Alles hört auf mein Kommando“. Das funktionierte aber in Fridingen ganz und gar nicht. Die Fridinger sagten ihm unmissverständlich „Des ischt äisa Fiir“ und behielten das Kommando über die Löscharbeiten erfolgreich in der eigenen Hand.1885 wütete ein schrecklicher Großbrand in Fridingen: Acht Häuser an Mittlerer und Hinterer Gasse brannten nieder, elf Familien wurden obdachlos. Sechs Feuerwehren waren im Einsatz. Schon 1920 folgte der nächste Großbrand: Acht Gebäude in Mittlerer Gasse und Schlossgasse brannten ab, 20 Familien, insgesamt 70 Personen, wurden obdachlos. Ihre gesamte Habe war verbrannt. Das Kloster Beuron spendete 10.000 Mark, Nachbargemeinden gaben 171.000 Mark.
Der nächtliche Rundgang, bei dem Heinz-Dieter Wettki auch viele Anekdoten aus der Tätigkeit der Nachtwächter erzählte, endete am Scharfeck. Auch hier, so erklärte Wirth, wollte 1894 ein Brand entstehen. Nach der mündlichen Überlieferung habe ein Bewohner vor dem Zubettgehen wie immer seine Pfeife in die Joppentasche gesteckt und die Joppe an den Haken gehängt. Aber die Pfeife brannte noch und entzündete die Joppe. Zu der eintreffenden Feuerwehr habe er gesagt: „Lond au des alt Glump abibrenna!“ Das Scharfeck ist damals nicht abgebrannt und so konnte die Gruppe noch ausgiebig einkehren.